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Ungelesener BeitragVerfasst: Sonntag 5. Mai 2019, 10:23 
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Auf der Suche nach der Römerstraße in Bayern.

Im Jahr 170 bauten die Römer eine Straße, um Soldaten nach Regensburg zu schicken. Wo aber verlief diese Straße? Seit fast 100 Jahren suchen Forscher nach ihr. Ein Verein von Hobbyarchäologen in Landshut glaubt, eine heiße Spur gefunden zu haben.

Es war damals kaum anders als heute: Gute Straßen waren auch bei den Römern die Voraussetzung dafür, dass Staat und Wirtschaft florierten. Etwa 80.000 Kilometer Straßen durchzogen das Römische Reich. Einige davon führten auch durch das Gebiet, das heute Bayern ist.

Im Jahr 170 nach Christus bauten die Römer ein neues Kastell in Regensburg: Für die Anbindung brauchten sie eine neue Straße. Schließlich ging es darum, so schnell wie möglich Truppen in die von Germaneneinfällen heimgesuchte Provinz zu schicken. Wo aber verlief diese Straße?

Eine uralte Militärstraße, vier bis sechs Meter breit: Liegen ihre Spuren unter dem Taferlweg, einem Wallfahrtsweg östlich von Landshut? Peter Geldner vom archäologischen Verein Arlan ist sich ziemlich sicher:

"Hier im Dunst taucht der Turmspitz von Frauenberg auf. Von Frauenberg ging die Römerstraße dann runter ins Isartal in Richtung Ohu und ist dann hier herauf abgezweigt in den Taferlweg. Die Römer sind ungern auf- und abgegangen, sondern sie haben versucht, den optimalen Weg zu finden, den sie mit wenig Energieaufwand begehen konnten. Und dieser Weg geht hier wenig steil in die Höhe und geht dann lang in derselben Höhe weiter." Peter Geldner, archäologischer Verein Arlan.

Keramik als Indiz?

Wenn Geldner Recht hat, marschierten auf diesem Waldweg einst römischen Soldaten in Kohorten zur Donau. Im Stadtmuseum Landshut zeugt ein Fund davon, dass die Römerstraße, die von Süden herkam, tatsächlich durch den Landshuter Raum führte: Eine Keramik, eine sogenannte Terra Sigilata, wurde bei Rosenheim hergestellt und in größeren Stückzahlen hier gefunden.

"Zwei römische Militärstraßen durchkreuzen bei Landshut das Isartal. Die eine ist an ungefähr 50 Stellen archäologisch nachgewiesen. Ganz anders sieht es aus mit der Süd-Nord-Trasse, die uns eigentlich interessiert. Hier gibt es im Prinzip nur drei archäologische Fundstellen. Zwei sind im Raum von Wasserburg, eine ist hier im Raum von Ohu und dann geht es eigentlich schon weiter in den Raum von Regensburg." Peter Geldner

Bleibt also nur die Suche nach Indizien: Die Landshuter Wallfahrtskirche Frauenberg am südlichen Hochufer der Isar ist der Anfang der Indizienkette. Eine merkwürdige Erzählung hat das Interesse von Peter Geldner geweckt. Denn der Legende nach hat sich der heilige Erhard, damals Bischof in Regensburg, mit einer Flucht über die Isar hier vor seinen Feinden gerettet. Das war um das Jahr 700. Seltsam daran: Es heißt, er sei auf einem Stein sicher über das Wasser geschwommen.

"Wir glauben nicht an die Schwimmfähigkeit des Steins, sondern gehen davon aus, dass das ein deutlicher Hinweis ist, dass hier in der Nähe eine Brücke über die Isar gegangen ist." Peter Geldner

Eine Brücke oder befestigte Furt, die - so Geldner - noch von den Römern herstammte. Unterhalb der Kirche stößt man auf die Reste einer mittelalterlichen Burganlage. Von der Fläche her größer als die Burg Trausnitz in Landshut. Sie gehörte dem Bischof von Regensburg - und bewachte tatsächlich einen Isarübergang. Der wurde um das Jahr 1200 angezündet. Interessant sei der Name der Festung, sagt Gelder: Straßburg. Das heißt, Burg an der Straße, ein Begriff der häufig im Zusammenhang mit römischen Straßen auftaucht.

Drohne hilft bei Erkundung

Am nördlichen Isarufer soll eine Drohne helfen, den weiteren Verlauf der Trasse zu erkunden. Aus der Höhe nämlich lassen sich unterschiedliche Färbungen bei Pflanzen und im Boden erkennen. Wenn zum Beispiel unter der Erde das Kiesfundament einer Straße liegt, beeinflusst es das Wachstum und damit auch die Farbe des Getreides.

Der Flug bringt eine Überraschung: Sehr deutlich zeichnet sich eine Trasse ab, die von der Isar herkommt. Die Spur ist so heiß, dass der Verein Arlan - wenn möglich - noch in diesem Jahr die Trasse mit einem Bodenradar absuchen will.

Etwas weiter nördlich hat man schon einmal gegraben - auch aufgrund einer Luftbildaufnahme. Tatsächlich stießen die Archäologen im Jahr 2000 auf die Fundamente einer Straße. Im Verlauf der Ausgrabungen wurde klar, dass es sich höchstwahrscheinlich um die Militärstraße nach Regensburg handelt. Geldner hat Arbeiten damals dokumentiert.

Landshut zur Römerzeit: "Alles voll mit Feldern"

Die Mitglieder des Vereins pflegen engen Kontakt zum Kreisarchäologen Thomas Richter. Der zeichnet ein klares Bild davon, wie man sich den Raum Landshut zur Römerzeit vorstellen muss:

"Hier in Niederbayern, speziell im Raum Landshut, befinden wir uns in einer Lößgegend mit besonders fruchtbaren Böden, und diese haben den Römern dazu gedient, Lebensmittel für ihre Truppen zu produzieren. Wenn Sie sich jetzt den Landkreis Landshut in der Römerzeit vorstellen müssen, können Sie sich ihn bewaldungsmäßig ungefähr so vorstellen wie heute: praktisch kein Wald, alles voll mit Feldern. Eben diese einzelnen römischen Gutshöfe gliedern sich an der von Ost nach West verlaufenden Isartalstraße auf wie Perlen an der Schnur. Die Infrastruktur musste stimmen, damit das Wirtschaftskonzept aufging. Man musste schnell auf die Straßen, damit die Lebensmittel schnell in die Armeestandorte geliefert werden können." Thomas Richter, Kreisarchäologe

Schummerungstechnik soll Trasse aufspüren

Vom Geländeprofil her gibt es drei mögliche Trassen, die die Römer von der Isar herkommend Richtung Norden genutzt haben könnten. Um die richtige Trasse zu finden, nutzt Geldner eine neue Technik: die sogenannten "Schummerungsaufnahmen".

"Schummerungsaufnahmen entstehen dadurch, dass mit einem Flugzeug unser gesamtes Gebiet abgeflogen wurde, und dieses Flugzeug sendet Laserstrahlen auf den Boden, und von diesen Aufnahmen, die dabei entstehen, werden alle Bäume, Büsche und so weiter herausgerechnet, und im Endeffekt erkennt man dann das Profil des Geländes. Wir haben zunächst einmal an den Schummerungsaufnahmen erkannt, es gibt Hohlwege und dann haben wir gesagt, diese Hohlwege müssten doch irgendwie in Verbindung mit früheren Straßen gestanden sein." Peter Geldner

Ganze Bündel von Altwegen in Mirskofen

Die Vermutung lautet also: Solche Wegebündel deuten darauf hin, dass es eine größere Straße gab, die hier entlangführte. Diese Straße könnte die gesuchte Römerstraße sein.
In Mirskofen steigt das Gelände von der Isar herkommend etwas an. Der Verein Arlan hat hier ganze Bündel von Altwegen entdeckt.

"In dieser Schummerungsaufnahme erkennt man wunderbar, wie ausgeprägt die Trassen sind. Die Grundrichtung passt wunderbar zur Trasse mit der römischen Militärstraße." Peter Geldner

Die Wege sind mittlerweile tief eingeschnitten, weil über die Jahrhunderte hier Fuhrwerke gefahren sind. Bergab beim Bremsen haben die Räder immer tiefere Furchen gegraben.

"Römerstraße oder nicht? Ich bin vorsichtig, sage aber, es ist nicht auszuschließen. Der Gesamtumstand dieser Streckenführung passt, er passt wunderbar von Süden kommend und er passt wunderbar Richtung Regensburg." Peter Geldner

Steinerne Zeugen in Regensburg

Regensburg - Castra Regina - war damals ein Militärlager in einer ansonsten sehr dünn von Kelten besiedelten Provinz. Reste des Lagers hat man unter der Niedermünsterkirche ausgegraben - für die Hobbyforscher vom Verein Arlan ein Ort der Vergewisserung: Denn hier sind steinerne Zeugen, die belegen, wohin die Straße führte, die sie suchen.

"Das ist jetzt der Beweis aus dem Jahr 170, den wir bis dato leider bei unserer Straße nicht gefunden haben. Das geht mir so bei der ganzen Sache durch den Kopf. Es wäre jetzt toll, wenn wir so ein Betonpflaster bei uns finden würden." Peter Geldner

Das wäre tatsächlich möglich: Denn wegen der neuen Erkenntnisse will der Verein auch eine neue Grabung an der Isar bei Ohu veranlassen.


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Schwaben & Altbayern vom 05.05.2019 - 15:45 Uhr


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Ungelesener BeitragVerfasst: Sonntag 5. Mai 2019, 10:24 
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Das Video und der Bericht:


https://www.br.de/nachrichten/bayern/au ... se,RPJsLsy


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Ungelesener BeitragVerfasst: Sonntag 5. Mai 2019, 13:55 
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Da bin ich ja mal gespannt wann der nächste Bericht kommt.

Zumindest die Sondler wissen das schon länger was die Römer in dieser Region betrifft eplus2

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Ungelesener BeitragVerfasst: Sonntag 5. Mai 2019, 17:50 

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Eine gute Vorlage, für diejenigen, die sich auskennen wink


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